„Der duftende Garten“ ist eine Hörzeitschrift mit fachlichen Tipps und Beiträgen für blinde und sehbehinderte Garten- und Naturfreunde. Pro Jahr erscheinen zwei Ausgaben, die per CD verschickt werden. Und jüngst gab es das erste User-Treffen im Botanischen Blindengarten, Radeberg.

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Thomas Vallentin aus der Redaktion kannte und mochte ich bereits vorab. Er machte mir nun die Freude, mein Hörspiel „Gärtnervater“ für die aktuelle „Der duftende Garten“-Ausgabe anzufragen. Hier – zum auditiven Nachblättern – der Ausschnitt mit dem „Gärtnervater“:

Wenn mich ein Buch verschlingt und ich es erfülle, beginnt es stets mit einer unerwarteten Übereinkunft, einem Schmiegen meiner Gegenwart an seinen Inhalt, womöglich in der Sache vorhanden, sicher aber von mir gesponnen, bekräftigt und weitergewoben.

Als spräche mir ein fremder Mitmensch, zufällig neben mir hockend, Wachheit, Erkennen und Schönheit zu, just als ich mein müdes Köpflein aufs Tresenholz bette. Obwohl er doch in eine andere Richtung murmelt. In einer Sprache, die ich nur gerade jetzt versteh.
Als Kind hat mich Jules Verne entführt. Nicht wegen seiner Sprache, ich las ihn eh auf Deutsch. Es war sein Strom an Fantasterei, den er so mühelos fließen ließ, und ich wollt von mir weg und so weit reisen. In jedem kleinen Beiwort Staunen, in jedem Bild die Schaffensfreude. Dann, jugendlich, voller innerlichem Stürmen und Tosen, entdeckte ich den Verne des Schizoiden: Philip K. Dick. Der noch auf jedes Schmierpapier Visionen von Visionen schrieb, derweil er sich wohl fragte, ob das wirklich seine Hand sei. Oder Papier. Die schiere Kraft des Zweifelns, von der ich mich allein zerrissen glaubte.
Wir trafen uns in vollem Galopp, Geschichten und Romane, die mich packten, beutelten und verändert verließen. Der „März“ von Heinar Kipphardt. „Laute Träume“ von Jonathan Carroll. Die Magischen Erzählungen von Leonora Carrington. Mannigfaltig andere. Manche lese ich erneut, und vieles ist noch da. Oder gar nichts. Oder ein bisschen. Es war, es ist das Ganze plus der Moment, freilich, was sonst.
Später, hierheute. Genau so, nur jetzt auch mit Essays. Ich liebe diesen: „Ein zweites Leben“ von François Jullien. Über die – wenn sie denn geschieht – beiläufige und allmähliche Entfaltung persönlicher Klarheit im Leben. It trifft my nail on the head of the moment. Kein Verbleib mehr im Lamento über Schäbigkeiten. Schnippifingernd hin zur nächsten Inspiration. Jubel jubel, freu freu, meine Empfehlung.

Uns meint hier: Lob des Unterschieds. Das fröhliche Stücklein rund um die heiligen Schriften von Christentum, Islam und Judentum, garniert mit knackigen Humanismussplittern, präsentiert in einer Mousse aus Theater, Improvisation und Musik.

Wir haben es in das Finale zum Einheitspreis 2020 geschafft. In die Rubrik „Mensch“. Und so fühl ich mich ja oft auch. Nun entscheidest Du. Wenn Du dort auf das Ampelmännchen und im Anschluss unser Projekt klickst. Ist ein bissi mit Suchen verbunden. Aber Bildung ist ja immer auch Arbeit. Und es bereitet Freude, dort zu stöbern.

Nun, Mitmensch, wähl, als gäbe es kein Online-Morgen.

Der solidarische Montagsgruß geht heute an die Bundeszentrale für Politische Bildung und die all Mitmenschen der ausgewählten Projekte zum Einheitspreis 2020.

Mein Plan war ja so: Ausprobieren, erkennen, wirkenlassen, wenn’s genehm ist. Und wieder von vorn, wenn die Zeit kommt. Und wenn ich dereinst des Ritts auf dem Viederwomworm müde werd, denn leg ich mich zur Ruh, Allealle, ich sag Ja zur Humuswerdung.

Nun kam alles anders und genau so. Ab heute denn als Burgfräulein. Müd bij ich nicht, sondern geilyschmusycrazy neugierig, was noch. Für Dich, mich und uns andere, wo auch: Hurra!

Früh war es in meinem Leben, als ich zum ersten Mal in der Kleinkunst saß. Zuerst schon der Name: Kleinz und Kunz, mickrig, piefig, lässt Wurstwasser im Taufbecken vermuten – und doch das weite Feld auf kleiner Bühne, ein mögliches Alles zwischen poetischer Chance, altklugem Ranz, wunderlich Visionärem & ärgerlich Banalem, verkörpert von heißlaufender Rampensau, von lauem Schluck Wasser oder ganz wem anders. Was feiere ich ihre wachen Abende, wie weit flüchte ich aus ihren toten, heut noch immer und morgen wohl auch, Wanderer, wie wir alle, auf der Suche nach Schönheit, Inspiration und dem lieben Fick. Und darum sag ich: Hurra! Für jeden Brocken Mensch, der sich da auf die Bühne wirft, den man erkennt in seinem Sehnen, Hassen, Hoffen, in dem, was er denn will und mit uns, als Antidot gegen die Legion der anderen. Da zwirbelt es mir wie am ersten Tag die Begeisterungsknospen, da bin ich Fan, da werf ich Wäsche auf die Bühne, teilweise noch mit mir drin.

Tillmann Courth war und ist und bleibt kultureller Schlendrian, Nachbar im Geiste und ein galanter Freund der Kleinkunst.

Die Ältesten kennen ihn noch aus den Zeiten der Rhein-Art, einer selbstverwalteten Kulturzeitschrift, in der Tillmann als Mitbegründer und Kabarettkritiker zur elegantesten Feder seines Genres reifte: Gefürchtet, aber nicht gehasst, schrieb er in lustvoller Hingabe über die Guten und die, die es erst noch werden mussten, tat dies stets mit dem detailverliebten Blick des Conoisseurs und Leckerschmeckers, der auch im Missglückten und Rohrkrepierten das Potential möglicher Schönheit erkannte, wenn es denn vorhanden war. Ein Glück war das und ein Gewinn, solch einen zugewandten Beobachter auf Seiten des Journalismus zu wissen.

Später denn wechselte er selber auf die Bühne und verließ sie nach 10 bemerkenswerten Jahren wieder, ohne aber tatsächlich auf ihr seine Heimat zu finden. Der Kleinkunst blieb und bleibt er als Berater & Regisseur erhalten. Heute schreibt und doziert er mit gleichem Verve (wie weiland über Meines- & Seinesgleichen) über Comics. Vor diesem seinem Werdegang ziehe ich heute meinen extra dafür gekauften Hut. Mit einem Klick auf das Bild geht es zu seiner Website:

Sein aktueller Post befasst sich mit der Frage, ob es gute Horrorkomödien geben kann. Ich erlaube mir, meinen Kommentar hier ebenfalls zu veröffentlichen:

Lieber Till, das ist ein feines Thema, das mir aber eher eine psychologisch-neurologische denn eine filmhandwerkliche Frage stellt: Können Dich Komik und Panik zugleich bewegen?

Während die Pointe mit der unerwarteten Auflösung einer Erwartungshaltung hantiert und der Lachende sich im großen Hahiha entspannt, nährt sich der Horror in seiner Raupenphase von der Verweigerung jedes echten Auswegs, um schließlich als sich entpuppender dunkler Falter die ersten Befürchtungen noch aufs Bösartigste zu übertreffen.

Erleichterung und Spannungsaufbau sind die zwei unterschiedlichen Enden eines gesunden Nervenstrangs. Komik kann Dir helfen, Grauen zu bewältigen, indem es ihm die Unabänderlichkeit seines technischen Ablaufs nimmt. Sie kann das Grauen aber nicht zugleich vergrößern und dabei unversehrt bleiben. Der Spaßvogel, der dem Monstrum die lustige Pointe ins Gesicht schleudert, kurz bevor ihm das Monstrum dann sein eigenes Gesicht abbeißt, wird zum Tod der eben noch lebendigen Pointe.

Da, wo Humor die Intensität von Grauen noch steigert, braucht es im Realen pathologische Lacher: Wenn die Kreatur sich an der Qual ihres Opfers ergötzt, wenn sie in der Enthemmung Freude und Gelöstheit zeigt. „Das Lachen der Täter“ von Klaus Theweleit beschreibt unter diesem Aspekt Anders Breiviks Tat. Der Enthemmte lacht. Auf seinem Planeten ist es ihm ein Freude. Das gesteigerte Grauen des Augenzeugens fusst auf der Neudeutung der Erleichterung: Lachen als das Geräusch, mit dem der letzte Firnis humanistischer Konvention verloren geht. Ist gerade wieder im Kommen, der Spaß.

Gestern wollte die Identitäre Bewegung – dieser Rassismus wird Ihnen präsentiert von Young Urban Hitlerfashion und Deutschtümler-Würstchen – durch Berlin marschieren.
Der Verein „Die Vielen e.V.“ rief, unterstützt von der Akademie der Künste Berlin, freie Kulturschaffende zur „Glänzenden Demo“ auf, um die Innenstadt mit Schönerem zu füllen.
Es wurde ein freundlicher, musikalisch untermalter Präsentiergang mit hoffnungsvollen Mitmenschen, unter Begleitung angemessen gelassener Polizeikräfte. Nicht mehr, nicht weniger, als sich für eine Weile mit allen Beteiligten über ein Mindestmaß an Altruismus einig zu sein.

 

Himmel. Der geliebte Kiezteich kippt und riecht bereits angemessen aufmerksamkeitsfordernd, ich war gerade da. Die wunderbar friedliche Grünoase im Ernst-Thälmann-Park wurde zuallererst ohne jegliche öffentliche Unterstützung von drei fleißigen Mitmenschen angelegt. Die Zahl der Menschen und Tiere, die sich seitdem dort laben und vergnügen, ist um ein Vielfaches größer. Falls Du gerade einen losen Schein hast: da wird er dringend gebraucht und mittels des Initiators, Volker Herold, im Sinne bester Nachbarschaft verwendet. Das Geld kommt an; ich weiß es aus eigener Erfahrung.
Mit Klick aufs Bild kommst Du zum Spendenaufruf:

Halte durch.
Lass Dir nicht die Labsale Schönheit, Kultur und Rausch vergiften.
Die Teilhabe an Schönheit, Kultur und Rausch ist Menschenglück. Deines, meines, unseres.
Der Flow der Teilhabe beflügelt Dich. Der Ausschluss drückt Dich in die Verzweiflung.
Wer Dir weismachen will, dass Du Dir die Teilhabe verwirkt hast – verwirken kannst – macht sich wissentlich zu Deinem Folterknecht.
Sei geschmeidig. Sei Gaukler, Gauner, Dein eigener Gönner. Alles Schräge ist erlaubt, dass es gerade für die Teilhabe reicht.
Sprich darüber. Spuck es aus. Mach Dir Luft.
Nimms von den Reichen, solange Du arm bist. Gib ihnen die Chance, es Dir vorher zu geben, bevor Du es nimmst.
Wenn es knapp steht: Ich habe Brot, Käse und Wein für zwei. Du bist willkommen.
Halte durch.


So, wie Du immer etwas machst, so wird es auch stets welche geben, die Dir ihre krötige Melodei dazu unken: „Hat doch keinen Sinn. Nun sieh es ein. Mach ich doch auch nicht.“ Und buckeligverwandtes.
Hüte Dich vor den Beschneidern Deiner Möglichkeiten. Nimm den schweren Besen und fege, dass es sie über alle Schwellen kegelt.
Eins meine ich zu wissen: Ob ich Komiker bin, das weiß ich dann, wenn keiner da ist. Und der verzieht auch keine Miene. Und wenn das komisch ist für mich, ja, dann kann es ja besser werden. Und es fliegt weiter. Und hurra!
P.S. Ein Text, der passt: Spinnereien