Beide standen schon Aug in Aug. Ich hatte mich nichtsahnend umgedreht, zu spät. Die Rättin war erstaunlich groß, der Schwanz noch lang und länger. Auch Hundchen witterte mit milder Vorsicht, drei Handbreit weg von ihr, auf dem Kopfsteinstreifen zwischen Hauswand und Bürgersteig. Genügend Luft dazwischen hat es, bei Tieren bin ich mir sicher. Hund wedelt, sie wagt ein kleines Trippeln auf ihn zu. Mein Ruf, und er nun lieber doch zu mir, sogleich. Sie schaut ihm hinterher und wackelt dann gemächlich weiter an der Wand lang. Conciousness, ne c’est pas, im Lockdown vermenschliche ich alles, was ich kriegen kann.
Dann wartet der Zufall auf uns; und diesmal kommt er als Surrealist. Lass es vielleicht zwei Stündchen später sein, wir treten wieder auf die Straße. Von rechts ein zweites Hundmenschpaar, nervöse Kreatur, der Hund erst recht, tänzelnder Podenko, wir kennen uns, die Frau hält ihn an kurzer Leine, die Rechte aber weggestreckt vom Körper, ihr Antlitz abgewandt, der Teil ist Ausland, weit, weit fort, soll nicht zu ihr gehören. Mein Blick folgt ihrem Arm, und in der starren Klammerhand ein Ding, papierne Taschentücher drumherum, doch liegen Nase und der lange, lange Schwanz ganz frei. Podenko ist ein anderer Hund, hat zugebissen. Ist es die gleiche? Ich denke an die Zuversicht, mit der sie sich meinem entgegenstellte.
Die Frau nun nickt, stakst steif vorbei, vier Dutzend Schritte bis zur nächsten Müllorange, sie sticht das Rattenpäckchen in den vollgestopften Schlund, die Hand federt im Ekel weg, die Ratte steckt im Eimermund, und das muss reichen. Ein Kopfsprung aus der Welt, so sieht es aus. Wir gehen vorbei. Ich denke noch: Den richtigen Abstand, den werden wir alle wieder lernen müssen.