Weihnachten gab es frischen Karpfen, aus Tradition. Der schwamm bereits seit ein paar Tagen in der Badewanne, damit wir uns mit ihm anfreunden konnten, bevor wir ihn aßen. Unser Omma bestand immer darauf, ihn eigenhändig umzubringen. Das habe sie ein Leben lang gemacht, und wenn diesmal nicht, da wär ihr das Fest der Liebe aber so richtig versaut… Omma also mit dem Messer ab in Bad. Nur war sie spirituell zwar boshaft für fünf Jugendliche, körperlich aber eben doch: Omma. Das hatte jetzt Konsequenzen für den Karpfen. Das war jetzt nicht mit einem schnellen Hieb für ihn vorbei.

Es wurde auch Jahr für Jahr spannender. Wer gewinnt diesmal? Omma wurd mit der Zeit dann doch ein bisschen zittrig. Da wusste man nicht: „“Omma – tötest du den Fisch noch? Oder schuppst du ihn schon ab?“ Meist glitt ihr der Fisch auch aus den Händen, klatschte auf die Fußbodenkacheln, robbte sich aus dem Badezimmer über den dunklen Flur in die Küche und schlug da seinen Kopf selber vor das Tischbein, einfach, um es hinter sich zu haben. Wir hatten dann bis zum Essen noch gute zwei Stunden, um diese Bilder aus dem Kopf zu bekommen.

Frohe Weihnachten.