Wenn mich ein Buch verschlingt und ich es erfülle, beginnt es stets mit einer unerwarteten Übereinkunft, einem Schmiegen meiner Gegenwart an seinen Inhalt, womöglich in der Sache vorhanden, sicher aber von mir gesponnen, bekräftigt und weitergewoben.

Als spräche mir ein fremder Mitmensch, zufällig neben mir hockend, Wachheit, Erkennen und Schönheit zu, just als ich mein müdes Köpflein aufs Tresenholz bette. Obwohl er doch in eine andere Richtung murmelt. In einer Sprache, die ich nur gerade jetzt versteh.
Als Kind hat mich Jules Verne entführt. Nicht wegen seiner Sprache, ich las ihn eh auf Deutsch. Es war sein Strom an Fantasterei, den er so mühelos fließen ließ, und ich wollt von mir weg und so weit reisen. In jedem kleinen Beiwort Staunen, in jedem Bild die Schaffensfreude. Dann, jugendlich, voller innerlichem Stürmen und Tosen, entdeckte ich den Verne des Schizoiden: Philip K. Dick. Der noch auf jedes Schmierpapier Visionen von Visionen schrieb, derweil er sich wohl fragte, ob das wirklich seine Hand sei. Oder Papier. Die schiere Kraft des Zweifelns, von der ich mich allein zerrissen glaubte.
Wir trafen uns in vollem Galopp, Geschichten und Romane, die mich packten, beutelten und verändert verließen. Der „März“ von Heinar Kipphardt. „Laute Träume“ von Jonathan Carroll. Die Magischen Erzählungen von Leonora Carrington. Mannigfaltig andere. Manche lese ich erneut, und vieles ist noch da. Oder gar nichts. Oder ein bisschen. Es war, es ist das Ganze plus der Moment, freilich, was sonst.
Später, hierheute. Genau so, nur jetzt auch mit Essays. Ich liebe diesen: „Ein zweites Leben“ von François Jullien. Über die – wenn sie denn geschieht – beiläufige und allmähliche Entfaltung persönlicher Klarheit im Leben. It trifft my nail on the head of the moment. Kein Verbleib mehr im Lamento über Schäbigkeiten. Schnippifingernd hin zur nächsten Inspiration. Jubel jubel, freu freu, meine Empfehlung.