Die Hoffnungsdepesche vom 12.09. / Die Foliantin

Lieber Mitmensch,

jüngst nun saß mir eine Fremde zur Seite. Wären wir auch ins Gespräch gekommen, wenn uns die Bierbank, das Kennenlernspiel unter den Freilicht-Sitzmöbeln, nicht dazu genötigt hätte? Kurz einkehren wollte ich nämlich, um auszutreten. Da nun aber die Fremde an dem einen und ich am anderen Ende der bebeinten Sitzplanke darniedersaß, warnte ich sie vor meinem Aufstand, auf dass nicht meine Seite, einer Wippe gleich, in die Höhe führe und sie mit der ihren zu Boden pardauzte. Nach meiner Rückkunft aus den sanitären Eingeweiden des Cafés vertieften wir unser Zusammenspiel, ich fühlte mich so frei, sie zu ihren virtuellen Weltgeräten zu befragen: Groß wie klein hatte sie sie in Gebrauch, sie aber gleichsam von keiner der Schutzfolien befreit. Die Kunstpellen schlugen bereits erste Bläschen auf den Displays und verpassten der digitalen Ansicht eine analoge Attitüde von grober Mischhaut. „Wenn es sich dann abgenutzt anfühlt und routiniert, dann mag ich es nicht mehr benutzen.“ Und ab da konnten wir nurmehr lachen (ohne nur): Wo doch das Leben uns offensichtlich beiderseits vor einer guten Weile die Schutzfolie von den Gehäusen geknibbelt hatte. Das Ding an sich verbraucht sich in der Welt, das war uns körperwarm bekannt. Die Kunst ist es, den Gebrauch zu genießen und also seine Spuren („Handglanz“ sagt der Japaner dazu, wahrscheinlich aber auf Japanisch). Und den Inhalt immer wieder ändern, dass er weiter für uns stimmt in der Veränderung, natürlich. Am nächsten Samstag tu ich das und spiele wieder alles anders. Ein paar neue Texte lese ich wohl auch. Wenn sie gut sind: sogar laut. Die Fremde wird zugegen sein.

Nur wenn ich lache. Samstag, 21.09.19, 19.30 Uhr. Mein Solo. Theater O-TonArt, Kulmer Str. 20A, 10783 Berlin-Schöneberg (S-Yorckstr.). Karten hier über mich (auf Antwort klicken) und auf der Website vom O-TonArt.

Dein Zeha Schmidtke

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